Meinung: Agrarflächen – Von der Konkurrenz zur Ergänzung! Essen, Energie, Material, das geht zusammen.

Anlass und Zussamenfassung: Ich habe vor kurzem von einer Uckermarer Hanffabrik für Dämmstoffe über KenFM erfahren. Die wichtig neue Info für mich war, dass u.a. Biobauern als langfristige Partner den Hanf bewußt als Bodenverbesserer anbauen, um danach Weizen zu kultivieren. Bisher dachte ich, dass Nahrung und Bioökonomie, also pflanzenbasierte Materialien in Konkurrenz stehen. Kann es sein, dass Erntewirtschaft gedacht als Flächennutzung im Mix für Nahrung, Materialien und Energie auch eine Chance für die Bodenqualität hat? Ansatz: Gezielt Pflanzen für die richtige Fruchtfolge auswählen, die sowas wie boden-optimal wirken und die Pflanzenprodukte dann verwerten.
Hanf in Kleidung und als Dämmstoff würde die Bindung pro Fläche an Agrarland auch verbesern… das ist gerade mein Einstiegsgrund. Der Bauer wird s0 auch bewußt WIEDER zum umfassenderen Rohstofflieferant für unser modernes Leben. Da sehe ich nebenbei Potenzial zur Aufwertung der Landwirtschaft an sich, wenn unsere Textilien (zum Teil) wieder u.a. in Ostdeutschland produziert werden…
Das Wie und das Warum vorneweg: Fruchtwechsel (3-Felder-Wirtschaft) mit dem Ziel der Bodenerhaltung bzw. Bodenverbesserung. Die aktuelle großflächige konventionelle Landwirtschaft – laugt die Böden aus – braucht deshalb Kunstdünger – lässt die fruchtbare Bodenschicht durch Erosion schwinden Vor den Zeiten des industriellen Kunstdüngers hatte sich, nach meinem Verständnis die Fruchtfolge kurzzeitig als Standardanbaumethode großflächig, auch durch Vorschriften etabliert. Davor hatten die Bauern in großem Maßstab Waldboden (Soden) als flächenfremden Dünger, über die Zwischennutzung als Stallstreu und damit angereichert mit den tierischen Exkrementen genutzt. Dies wurde solange praktiziert, bis im Wald der Entzug dieses Wertstoffes bzw. Kreislaufmaterials großflächig und deutlich negative Konsequenzen hatte. Mit der Verfügbarkeit des Kunstdüngers wurde es für eine gewisse Zeit wieder machbar, weniger konsequent auf die natürliche Erhaltung der Bodenqualität von Agrarflächen zu achten. Inzwischen zeigt es sich (wieder), dass wir die Bodenqualität, neben dem jährlichen Ertrag konsequent als Zielgröße im Auge behalten müssen. Zum einen, um die Produktivität des Bodens über Generationen hinweg auf stabil zu halten und zum anderen damit auch ganz wirtschaftlich gedachtet über Generationen hinaus die machbare Produktivität maximal zu sichern. Hier trifft also ökologisches Handeln auf langfristiges unternehmerisches Denken und Wirtschaften. In diesen vorindustriellen Zeiten und vor allem auch vor der Petrochemie, haben diese Agrarflächen bereits, viele Materialien des damals modernen Lebens geliefert hat. In unseren Breiten wurde Kleidung und andere Textilien selbstverständlich aus lokalen Fasermaterialien hergestellt, unter anderem Hanf, Flachs, Leinen. Auch Farben und diverse Chemikalien wurden auf Basis von Leinöl und Co hergestellt. Heute gibt es wieder eine Bewegung, diese Alternativen zur Petrochemie aufzubauen. Dies läuft unter dem Begriff der Bioökonomie. Das Bild dahinter ist selbstverständlich eine Weiterentwicklung der damaligen Ansätze mit modernen Technologien und nach passend zu heutigen (Material-) Anforderungen. Teilweise bedeutet dies jedoch leider auch, vieles nochmals zu lernen, weil Wissen ganzer Gewerbebranchen eingeschlafen bzw. verschwunden sind. Eine Hanffabrik in der Uckermark, unweit von Berlin ist dafür ein schönes Beispiel. Derzeit werden ca. 3000 Tonnen Hanf verarbeitet, die in der Region angebaut werden. Viele Lieferanten sind Biobauern, die Hanf als Zwischenfrucht nutzen, weil danach der Boden aufgewertet wurde und bereit für den Weizenanbau ist – ohne den hier untersagten Einsatz von Kunstdünger. Die Fabrik stellt aus dem Hanf überwiegend Dämmmaterial für den Hausbau her. Dort ist das Material lange verwendbar, auch wiederverwendbar. Erfahrungen gibt es dafür über dreihundert Jahre. Selbst nach einer solchen Verwendung als Baumaterial wird das Material kompostiert und als Dünger wieder auf den Acker gebracht. Unter unserem Zielaspekt der grünen Zehen, also der Kohlenstoffbindung, formuliert: Das pflanzliche Naturprodukt Hanf ersetzt fossile Dämm-Materialen, wie etwa Styropor, fängt beim Wachsen CO2 aus der Atmosphäre ein und bindet Kohlenstoff über lange Zeit. Wenn es am Ende des Kreislaufes wieder zersetzt wird, dann wird kein fossiles CO2 wieder frei. In einer anderen Betrachtung nutzen wir Agrarfläche kurzzeitig, um CO2 langfristig zu speichern und das im Wechsel zur Erzeugung von Nahrungsmittel in den anderen Jahren. Auch hier greift das Prinzip von multiplen Nutzwerten oder kaskadierender Wertströme. Agrarfläche + Pflanzen und Sonne = Nahrung + Materialien + Bodenqualität + CO2 reduziert. Neben diesen beiden Flächennutzungsszenarien für Nahrung und Material hat sich, unter anderem bei uns in Deutschland, auch noch die Verwertung des Agrarflächenertrages zur Energieerzeugung etabliert. Zum einen werden hier die fett- bzw. öl-reichen Früchte zu Biotreibstoff verarbeitet, was großflächig etwa mit Rapsanbau für Biotreibstoffe passiert. Auch das Palmöl wird u.a. als Biotreibstoff verwendet. Zum anderen gibt es die Biogasanlagen zur Stromerzeugung, bei der über einen Vergärungsprozess aus frischem Pflanzenmaterial ein brennbares Biogas erzeugt wird, welches über einen direkt angekoppelten Verbrennungsmotor Elektrizität erzeugt, der wiederum als erneuerbare Energie ins Stromnetz eingespeist wird. Wir haben heute viele hundert Biogasanlagen. Ursprünglich war der Gedanke Restmaterialien (besser Nebenprodukte) aus der Landwirtschaft zu verwerten. Der Bau und Betrieb dieser Anlagen wurde über das EEG (EnergieEinspeiseGesetz) vom Staat gefördert bzw. der Betrieb wurde und wird subventioniert. Was sich darüber entwickelt und etabliert hat ist, dass Agrarflächen großflächig zum Anbau von sogenannten Energiepflanzen angebaut werden. Die Flächen liefern ansonsten kaum einen Ertrag, wobei das vergorene Material als bestes natürliches Düngematerial wieder Verwendung findet. Unter anderem in Schleswig-Holstein haben sich großflächig Energie-Mais Monokulturen etabliert. Für Futtermais eignet sich das Klima dort nicht. Im Sinne des Kohlenstoffkreislaufes bedeutet dies: Die knappe Ressource Agrarfläche nutzen wir dabei also lediglich, um den Ertrag direkt wieder zu verfeuern. Aktuell bleibt derzeit, in Form der Abwärme, meist sogar noch viel freiwerdende Energie ungenutzt. Ja, die genutzte Energie ersetzt fossile Brennstoffe und die Restmaterialien erhöhen die Bodenqualität, egal auf welcher Fläche. Als wirkt dies prinzipiell im 20fgz Sinne. Nur lässt sich fragen, ob der Nutzen der Agrarfläche nicht deutlich größer sein kann? Ich denke, wir können und müssen diese drei Nutzungsszenarien zur Sicherung der Bodenqualität und damit für eine nachhaltige Landwirtschaft kombinieren: Nahrungsmittel, Material-Rohstoffe, energetische Verwertung. Wenn wir das großflächig (wieder) etablieren, dann binden die Flächen langfristig und kontinuierlich viel Kohlenstoff in Materialien für unser modernes Leben und liefern gleichzeitig Nahrung und Energie. Die Bundesregierung die Entwicklung neuer pflanzenbasierter Materialien und der verbundenen Technologien unter dem Begriff Bioökonomie massiv fördert, was ich definitiv gut finde und zukunftsweisend finde. Um den Begriff Bioökonomie sowohl greifbarer zu machen und gleichzeitig alle Verwertungsszenarien der Acker- und Feldfrüchte zu integrieren nutze ich den Begriff Erntewirtschaft. Erntewirtschaft bedeutet mit der Natur zu arbeiten und zu lernen und zu hinterfragen welche Kreisläufe langfristig funktionieren, also auf vielfältige Weise guff sind (gut für fünf …Generationen, oder gut für fünf …von uns).
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