Als ich gestern einen Ausschnitt einer Talkshow gesehen habe, dachte ich mir, warum diskutieren wir so oft über Einzelinteressen bzw. Einzelpositionen und nicht über Lösungsansätze. Thema war Verkehr und Dieselfahrverbot.
Unabhängig von der Runde gestern, sehe ich, dass zur Zeit die Politik den Schwarzen Peter hat, zu erklären wie ihre Entscheidung versucht am Ende zwischen den Positionen zu vermitteln.
Liegt hier vielleicht der Grund dafür, dass die politischen Entscheidungen danach von allen Seiten kritisiert werden, selbst für den Fall, dass diese eine vernünftige Vermittlung darstellen?
Ich glaube wir müssen als Gesellschaft bereits vor der politischen Entscheidung Optionen diskutieren, die jeweils ausgerichtet an einem gemeinsamen Hauptziel sind und die gekoppelte Effekte mitbetrachten.
Ein mögliches hilfreiches oder sogar notwendiges Werkzeug könnte ein Konsens-Reifegrad sein.
Die Runde gestern diskutierte das Thema Verkehr. Aufhänger war konkret die Maßnahme des Dieselfahrverbotes einiger Städte, weil Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit der Bürger überschritten werden und die Kommunen jetzt gezwungen sind zu agieren, nachdem Gerichte diese als gerechtfertigte Maßnahme bestätigt haben.
Einzelpositionen standen sich in der Talkrunde unversöhnlich gegenüber: Nutzungsrecht der Autobesitzer af der einen Seite – Gesundheit und Umwelt auf der anderen Seite etc.
Klar ist, das es noch weitere Themen gibt, die fester Teil dieser zugrunde liegenden Mobilitätsfrage sind und von denen auch alle Akteure betroffen sind.
Unter anderem Stau das Thema – Eine aktuelle Meldung dazu ist, dass Berlin für Deutschland wohl auch bei den Stauzeiten gerade die Führung übernommen hat.
Daneben ist auch die Verkehrsinfrastruktur in Verantwortung der Kommunen insgesamt so ein Aspekt, mit den limitierten Flächen (trotz bereits massivem Flächenanteil) und dem limitierten Kapital für einen denkbaren Aus- oder Umbau.
Für mich scheint hier eine Diskussion sinnvoll, die den Begriff der Mobilität nach oben stellt. Das ist es, was wir alle, egal ob Bürger/ Anwohner, Pendler und Firmen wollen und brauchen. Die Kommunen, als Systemverantwortliche für die notwendige Infrastruktur müssen diese Mobilität im Rahmen verschiedener Randbedingungen möglichst optimal ermöglichen.
– Flächenverbrauch bzw. deren Verfügbarkeit – also auch generelle stadtplanerische Philosophie.
– Gesundheit, Lebensqualität für Anwohner
– Verfügbare Geldmittel und so weiter.
Die massiven Stauzeiten entstehen durch Individualverkehr und zwar weitgehend begrenzt auf die Haupt-Pendlerzeiten. Dabei gibt es Zahlen nach denen im Durschnitt maximal 1,5 Personen pro Pkw unterwegs sind. Diese Autos wiederum werden im Durchschnitt immer größer und PS-stärker. Auch das sind Aspekte warum die Schadstoffkonzentrationen unstrittig fragwürdig hoch sind.
Parallel gibt es den öffentlichen Nahverkehr. Viele nutzen diesen regelmäßig, viele nicht. Gründe dagegen? Tlw. unpraktische Verbindungen, volle Züge und Busse, mindestens gefühlte fehlende persönliche Flexibilität. Sicher gibt es noch andere Argumente.
Wenn in Summe weniger Fahrzeuge unterwegs sind, dann brauchen wir keine Fahrverbot für eine ganze Motorenart.
Das eigentlich Ziel ist doch: Wir wollen Mobilität für alle sicherstellen!
Nebenaspekte: Dies muss so geschehen, dass fragwürdige Schadstoffbelastungen ausbleiben und wir unsere Städte hin zu mehr Lebensqualität gestalten. Erste Frage: Ist das Konsens als gemeinsames Ziel?
Abgeleitet davon lassen sich Kenngrößen und Szenarien ableiten. Darauf basierend müssen wir als Gemeinschaft diskutieren, welche Akteure, von Pendler, Anwohner über Firmen bis zur Kommune, dabei welchen Beitrag liefern.
Sowohl in der aktuellen Situation, als auch bei der Ausgestaltung von Handlungsoptionen sehe ich beispielhaft folgende Stichworte bei der:
– Freier öffentlicher Nahverkehr
– Passagiere je Pkw
– Wieviel Kilo Pkw, pro kg Passagier
– Infrastruktur – Bedarf langfristig, Geldmittel zum Ausbau – Zeithorizonte zur Anpassung
– Verbindungsqualität geografisch
– Verkehrsmittel Mix pro Fahrt (Pkw, Öffi, Kleinfahrzeug)
– Verkehrsaufkommen über den Tag: Infrastruktur und Stoßzeiten
Um auch gleich ein paar Stichworte zu verbinden: Es macht für uns, als Gesamtsystem Stadt, wenig Sinn die Straßeninfrastruktur plump auf das maximale Aufkommen beim Individalverkehr zu dimensionieren.
Also ist die Überlegung wie können sich mehr Passagiere auf bestehender Infrastruktur bewegen?
– Mehr Passagiere pro Fahrzeug
– Weniger Auto pro Fahrt – kg, Stück
– etc.
Es geht nicht darum ein spezifisches Einzelinteresse abzukanzeln.
Jedoch hat jedes System (in der Welt) nur limitierte Freihatsgrade, das gilt für eine Stadt ganz naheliegend. Jeder einzelne und jede Firma usw. sind andere Teilsysteme und alle müssen im vernünftigen und intelligenten Zusammenspiel das übergeordnete Ziel verfolgen, dabei jedoch auch den prüfen, welchen eigenen Beitrag sie leisten können, wollen und müssen.
Tatsächlich halte Ansätze aus der modernen Software Entwicklung für sinnvoll für sinnvoll und stimmig. Zum Beispiel die typische nutzergeschichte (user story und user experience) Der Anwohner, der die auch 5-10 km quer durch die Stadt mit Fahrrad fahren will und kann. Dann auch den Pendler aus dem dörflichen Umland, der quer durch die Stadt in eine nicht ganz so zentralen Bereich will und muss.
Derzeit wird alles pauschal, als ein Brei diskutiert.
Bei einer Diskussion von Optionen oder anhand strategischer Kennzahlen und konkretisiert an Nutzergeschichten und Statistiken sehe ich, zumindest die Chance, dass sich sinnvolle Entwicklungsstrategien aufsetzen und kommunizieren lassen. Ziel muss es sein Nutzerszenarien, Nutzungsverhalten und Infrastruktur als systemischer Konsens im Einklang mit den gemeinsamen Zielen zu halten.